Harnsteine

Seit Einführung der Zystoskopie durch Maximillian Nitze (1877) in die Urologie, hat das Fachgebiet eine rasche interessante Entwicklung zur diagnostischen und therapeutischen Nutzung minimal-invasiver Techniken genommen. Beim Harnsteinleiden, das mit einer jährlichen Inzidenz des ersten Steines von 0,5 % in Deutschland verbunden ist, haben diese minimal-invasiven Techniken einen besonders hohen Stellenwert vor dem Hintergrund einer hohen Harnstein-Rezidivrate.

Diagnostik 
Nicht selten ist das Auftreten von Harnsteinen (Ureterstein) mit heftigen Koliken verbunden, die nach entsprechender differenzialdiagnostischer Abklärung symptomatisch behandelt werden müssen. Neben einer analgetischen Therapie macht sich ggf. die unverzügliche Entlastung der Niere durch Einlegen einer perkutanen Nephrostomie (PCN) oder eines endoskopisch eingelegten Ureterstents (DJ) erforderlich. Die Diagnostik beinhaltet neben der Anamnese, die klinische Untersuchung, ergänzt durch die Sonographie, die Erfassung des Urinsedimentes und die Röntgennativaufnahme, ggf. ein i.v.-Urogramm (im kolikfreien Intervall!). Differenzialdiagnostisch sind Gallenkoliken, gynäkologische Erkrankungen (z. B. Tubargravidität, stielgedrehte Ovarialzyste, etc.) und ein Akutes Abdomen abzuklären.

Integra Halle ESWL

ESWL im Diakonissen-KH (INTEGRA Halle)

Therapie
Fast 90 % aller Harnsteine sind spontan abgangsfähig. Die nicht abgangsfähigen Steine bedürfen einer operativen Entfernung. Durch außerhalb des Körpers erzeugte Stoßwellen ist es möglich, Harnsteine mit der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL) zu zertrümmern (Prinzipien: Unter Wasser-Funkenentladung, elektromagnetische Energieumwandlung, piezo-elektrischer Effekt). Bei größeren Steinen (Durchmesser > 2 cm) bietet sich zur operativen Steinentfernung die perkutane Nephrolitholapaxie (PNL) an, indem ultraschallgezielt und Röntgenbildwandler-kontrolliert das Nierenbeckenkelchsystem punktiert und der Punktionskanal dilatiert wird. Nach Dilatation wird mittels eines Nephroskopes der Stein geortet und mit entsprechender Energie (z. B. Ultraschall im kHz-Bereich) durch eine Sonotrode oder elektromagnetische Energie abgesaugt und zerkleinert. Eingeklemmte, nicht spontan abgangsfähige Uretersteine werden über ein transurethral eingeführtes Ureterorenoskop (URS) entfernt unter Nutzung von Steinfasszangen, Fangkörbchen, etc. Vor jedem minimal-invasiven Eingriff zur Harnsteinbehandlung oder Entnahme einer Probeexzision von Gewebe aus dem oberen Harntrakt ist eine antibiotische Infektionsprophylaxe zu empfehlen.

Nachsorge
Maßgeblich kann das Harnsteinrezidiv durch eine entsprechende Metaphylaxe beeinflusst werden. Wesentliche Kriterien zur Verhinderung der Entstehung eines erneuten Harnsteines sind: Harnverdünnung (Ziel: Urinausscheidung von 2 bis 2,5 l / 24 h), aktive körperliche Betätigung, Normalgewicht, fett- und eiweißarme Kost und die Vermeidung von Harnwegsinfektionen (engmaschige Urinkontrollen).