Jeder fünfte Tumor der Niere ist gutartig (z.B. Onkozytom, Angiomyolipom). Von den 80% bösartigen Nierentumoren ist das häufigste das Nierenzellkarzinom. Daneben kommen noch z.B. Papillome, Sarkome und sekundäre Karzinome (Metastasen) vor.
Das Nierenzellkarzinom ist der dritthäufigste urologische Tumor. Männer erkranken doppelt so häufig wie Frauen. Meistens wird der Tumor im Alter zwischen 40 und 60 Jahren entdeckt. Nur noch wenige Patienten weisen die klassischen Symptome auf wie Blut im Urin, Flankenschmerzen, eine tastbare Geschwulst im Oberbauch, oder Veränderungen der Blutwerte, die dann zur Diagnose eines Nierentumors führen.
Die meisten Nierentumoren werden heute zufällig bei Ultraschalluntersuchungen oder in der Computertomographie entdeckt, die im Rahmen der Vorsorge oder aus ganz anderen Gründen durchgeführt werden.
Welche Untersuchungen sind notwendig?
Besteht der Verdacht, daß ein Tumor an der Niere vorliegt, werden neben der körperlichen Untersuchung, Urin- und Blutuntersuchungen weitere Untersuchungen notwendig. Durch Ultraschall und durch eine Computertomographie läßt sich schon mit sehr hoher Sicherheit ein Tumor bestätigen oder ausschließen. Gleichzeitig kann durch diese Untersuchungen festgestellt werden, ob es zu einer Streuung in andere Organe gekommen ist und ob die zweite Niere eine normale Funktion besitzt. Mit einem Röntgen-Thorax bzw. bei größeren Tumoren mit einer CT des Thorax können Lungenmetastasen ausgeschlossen werden. Bei unklaren oder ausgedehnten Befunden sind weitere Untersuchungen, z.B. Kernspintomographie, Knochenszintigraphie oder CT-Schädel, notwendig.
Operative Behandlung
Wurde ein Nierentumor festgestellt, ist eine operative Behandlung notwendig. In der Regel kann auch mit moderner Diagnostik ein bösartiger Tumor nicht sicher ausgeschlossen werden. Daher muß die Niere operativ freigelegt und evtl. durch eine Gewebeprobe eine eindeutige Diagnose gestellt werden.
Eine organerhaltende Operation ist ohne erhöhtes Risiko für den Patienten bei Tumoren die an der Aussenseite der Niere liegen in den meisten Fällen möglich, wobei nur der Tumor selbst mit einem Sicherheitssaum aus der Niere entfernt wird. Besonders schonend erfolgt dies heutzutage mit der roboterassistierten Laparoskopie. Die roboterassistierte Laparoskopie wird an den Universitätskliniken Halle, Leipzig und Dresden angeboten.
Wenn ein Tumor des Nierengewebes festgestellt worden ist der zentral liegt oder bis in das Nierenbecken hineinreicht, besteht die Standardtherapie in der Entfernung der tumortragenden Niere. Dabei wird die Niere mit dem umgebenden Fettgewebe, der angrenzenden Nebenniere und den örtlichen Lymphknoten entnommen. In der Regel wird dies durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Ist eine offene Operation erforderlich, kann der Schnitt, den der Operateur wählt, am Bauch oder in der Flanke liegen.
Wenn eine gesunde zweite Niere vorhanden ist, sind hinsichtlich der Nierenfunktion keine Einschränkungen zu erwarten, da die verbliebene Niere die komplette Nierenfunktion übernimmt. In bestimmten Fällen kann auf die gleichzeitige Entfernung der Nebenniere verzichtet werden.
Auch bei fortgeschrittenen (metastasierten) Befunden kann eine palliative Nephrektomie lebensverlängernd sein.
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie ist nur dann erforderlich, wenn durch den Nierentumor bereits eine Streuung (Metastasen) in den Körper stattgefunden hat und durch eine Operation der Metastasen keine vollständige Heilung erreicht worden ist.
Seit wenigen Jahren gibt es eine Reihe neuer Medikamente die gezielt in der Stoffwechsel der Tumorzellen eingreifen. Diese Medikamente töten Tumorzellen nicht ab, aber können die Vermehrung der Zellen aufhalten. Die Wirkungsweise dieser Medikamente beruht zum Teil in der Hemmung der Gefäßneubildung, so daß die Tumorzellen nicht mehr weiter wachsen könne oder auch einschmelzen. Diese Medikamente müssen daher auch langfristig eingenommen werden. Die Wirkung hält oft über mehrere Jahre an.
Nachsorge
Die Operation eines Nierentumors ist als mittelschwere Operation einzuschätzen, so daß in der Regel mehrere Tage stationärer Aufenthalt notwendig sind. Nach der Entlassung erfolgt in kurzem Abstand eine Nachschau zur Überprüfung des Heilungsverlaufes. Generell folgt dann eine sogenannte Tumornachsorge für jeden Patienten, die nach einem festen Programm durchgeführt wird.
Durch regelmäßige Untersuchungen (körperliche Untersuchung, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen) soll eine mögliches Wiederauftreten der Erkrankung rechtzeitig entdeckt werden. Ein Wiederauftreten der Erkrankung hängt sehr vom Stadium der Erkrankung ab und ist auch nach erfolgreicher Entfernung des Nierentumors sogar noch nach Jahren möglich.