Der Hodenkrebs ist zwar sehr selten (ca. 1% aller bösartigen Geschwülste), aber es ist der häufigste Tumor des jungen Mannes (Altersgipfel: 20-40 Jahre). Weltweit ist in den letzten 20 Jahren die Zahl der Hodenkrebs-Patienten um das Dreifache angestiegen. Einzig bekannte Risikofaktoren sind, Bauchhoden, Pendel- oder Leistenhoden, auch nach operativer Lagekorrektur. Solche Männer haben ein zehn- bis fünfzehnmal höheres Risiko an Hodenkrebs zu erkranken.
Mit der Einführung des Zellgiftes Cisplatin zur Hodentumor-Therapie 1979 besserten sich die Heilungschancen dramatisch und liegen zur Zeit unabhängig vom Stadium des Tumors bei 94 %. Gewährleistet sind diese guten Heilungschancen jedoch nur bei standardisierter Behandlung des Tumors.
Untersuchungen zur Erkennung des Hodenkrebses:
Früherkennung verbessert die Heilungschance! Eine sinnvolle Form der Früherkennung ist die Selbstuntersuchung des Hodens. Bei auffälligen Verhärtungen an der Oberfläche des Hodens oder im Hoden selbst sollte sofort eine weitergehende Untersuchung stattfinden. Typischerweise sind Hodentumoren nur selten schmerzhaft.
Maßnahmen zur korrekten Einstufung des Hodentumors Hat die Selbstuntersuchung den Verdacht auf einen Hodentumor ergeben, dann wird der Urologe folgende Untersuchungen vornehmen: eine Ultraschalluntersuchung kann in den meisten Fäl?len bereits die Verdachtsdiagnose erhärten. Eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der sog. Tumormarker [Alpha-Fetoprotein (AFP), humanes Choriongonadotropin (HCG), LDH und humane plazentare alkalische Phosphatase (hPLAP)] sind zur weiteren Diagnostik erforderlich.
Der nächste Schritt ist bereits die operative Freilegung des betroffenen Hodens über einen Leistenschnitt. Bei Bestätigung eines Tumors wird sich die Entfernung des Hodens mit Samenstrang anschließen. In den seltenen Fällen (etwa 5 %) einer gutartigen Veränderung im Hoden kann dieser gutartige Tumor unter Erhaltung des Hodens entfernt werden.
Zur weiteren Therapieplanung ist es wichtig zum einen die genaue Feingewebsstruktur des Hodentumors zu kennen (Seminom oder Nicht-Seminom), zum anderen werden Informationen über eine evtl. Streuung des Tumors notwendig. Hierzu erfolgen nach Entfernung des Hodens computertomographische Untersuchungen des Bauch- und Brustraums auf der Suche nach Metastasen.
Eine evtl. notwendige Chemotherapie bzw. die Entfernung des Hodens kann zur Unfruchtbarkeit führen. Ihr Arzt wird daher mit Ihnen die Möglichkeit einer Spermien-Aufbewahrung (Kryokonservierung) besprechen. Die Kryokonservierung ist mit Kosten verbunden.
Behandlung des Hodenkrebs
Nach Entfernung des Hodens (genaue Histologie) und abgeschlossener Diagnostik (Computertomographie, Tumormarker) kann der Hodentumor genau eingestuft werden. Dafür verwendet man verschiedene Klassifikationen. Dabei ist es wichtig, ob der Tumor sich im sog. Frühstadium befindet oder ob es sich um einen bereits fortgeschrittenen Tumor handelt. Etwa 90 % aller Tumoren befinden sich in den Frühstadien und haben statistisch gesehen damit eine Überlebenschance von fast 100 %. Auch die meisten Patienten in fortgeschrittenen Tumorstadien können bei adäquater Therapie geheilt werden. Ihr Urologe wird eine stadiengerechte Therapie wählen, die in Abhängigkeit der feingeweblichen Untersuchung des Tumors unterschiedlich sein wird.
Sollte die Chemotherapie bei Nicht-Seminomen im fortgeschrittenen Stadium nicht zu einem kompletten Verschwinden der Metastasen führen, ist eine operative Entfernung der Resttumoren erforderlich. Die meisten dieser Resttumoren befinden sich im hinteren Bauchraum, so daß eine sog. abdominelle Tumorresektion (RLA) nach Chemotherapie bei fortgeschritteneren Tumoren häufiger erforderlich ist. An unsere Klinik kann diese Operation in den meisten Fällen laparoskopisch (mit der "Schlüsselloch"-Methode) durchgeführt werden. Sollte sich bei dieser Operation noch lebender Tumor nach Chemotherapie finden, müsste eine erneute Chemotherapie angeschlossen werden.
Standardisierte Behandlung
Obwohl die Therapie des Hodentumors weitgehend standardisiert ist, wird es erforderlich bleiben, Patienten, die von diesem seltenen Tumor betroffen sind, innerhalb klinischer Studientherapieprotokolle zu behandeln. Bei den Patienten im Frühstadium ist das Ziel, die Nebenwirkungen der Therapie weiter zu reduzieren. Für Patienten mit fortgeschrittenerem Stadium ist das Ziel solcher Studien neue Medikamente zu prüfen, die eine noch höhere Überlebenswahrscheinlichkeit bringen können.
Nachsorge
In Abhängigkeit vom Stadium des Tumors und der erfolgten Therapie muss die Nachsorge geplant werden. Grundsätzlich sind in den ersten 2 Jahren dreimonatliche Nachsorgeuntersuchungen und dann bis zum 5. Jahr halbjährliche Untersuchungen zu empfehlen. Ab dem 5. Jahr reichen jährliche Unters?uchungen aus. Die Nachsorge sollte unbedingt für mindestens 15 Jahre fortgeführt werden, da auch nach >10 Jahren Rezidive auftreten können.