Urothelkarzinom der Harnblase

Urothelkarzinom der Harnblase

3% aller bösartigen Tumoren sind Harnblasenkarzinome. In etwa 90-95% handelt es sich um ein Urothelkarzinom. 70% der Patienten kommen initial mit einem oberflächlichen Tumor (Ta, Tis, T1) zur Untersuchung, während 30% bei Diagnosestellung einen bereits in die Muskulatur vorgewachsenen (T2-T4) Tumor haben.
Da das oberflächliche Blasenkarzinom überwiegend organerhaltend behandelt wird und eine Metastasierung selten ist, steht die Diagnostik des lokalen Tumors im Vordergrund. Anders verhält es sich bei muskelinvasiven Tumoren: hier ist die Frage der Organüberschreitung und Metastasierung für den Behandlungsplan von Bedeutung. Die typischen Symptome für das Harnblasenkarzinom sind die Blut im Urin ohne Schmerzen oder Beschwerden beim Wasserlassen. Als Risikofaktoren sind neben Tabakkonsum verschiedene Chemikalien bekannt.

Diagnostik

Die Diagnostik und Therapie besteht in der transurethralen Resektion (TUR-B). Zusätzlich sind Sonographie und Urinzytologie erforderlich sowie ein i.v. Urogramm zum Ausschluß von Tumoren der oberen Harnwege. In einigen Fällen sind zusätzlich eine Computertomographie (CT) oder retrograde Ureteropyelographie (UPG) erforderlich.

Möglichst frühzeitig nach OP-Ende wird ein Chemotherapeutikum (20 mg Mitomycin-C) in die Harnblase gespritzt, um ein Anwachsen von möglicherweise umherschwimmenden Tumorzellen zu vermeidern. Dadurch kann die Häufigkeit von erneutem Auftreten des Blasentumors gesenkt werden.
Die Urinzytologie und Zystoskopie sind in der Nachsorge zur frühzeitigen Erkennung von Rezidiven notwendig.

Stadiengerechte Therapie des Harnblasentumors

(nach vorangegangener TUR-B)
Stadien pTa G1 / G2: 1/4-jährliche zystoskopische Kontrollen.
Stadium pTCis: 6 malige BCG-Instillation 4 Wochen nach TUR, 4 Wochen nach Abschluß der Instillation Mapping der Harnblase, falls tumorfrei 1/4-jährliche zystoskopische Kontrollen; falls weiterhin Nachweis von Cis 2. Zyklus BCG (6 x)
Stadien pTa G3, pT1 G1 / G2
Nachresektion ab dem 7. postoperativen Tag, falls tumorfrei anschließend BCG -Instillation wie oben. Bei unilokulärem Befund kein weiteres Mapping erforderlich

Stadium pT1 G3
Bei komplett resezierbarem Erstbefund Nachresektion ab dem 7. postoperativen Tag, falls tumorfrei BCG-Prophylaxe wie oben. Bei Rezidiv oder makroskopisch nicht resezierbarem Befund (R2): radikale Zystektomie.

Stadien > pT1 G3
Radikale Zystektomie, ggf. alternativ Radiochemotherapie.
Bei Hochrisiko-Patienten LK-positiv oder Stadium pT3 / pT4: Chemotherapie adjuvant oder neoadjuvant (z.B.: Gemzar/Cisplatin, M-VEC, Gemzar-Mono, Taxol-Carboplatin). Ggf. palliative TUR-B oder Zystektomie.

BCG-Prophylaxe (6 malige Gabe)
pTa-Rezidive, pT1-Karzinome, Carcinoma in situ
BCG-Erhaltungstherapie: über eine Dauer von 3 Jahren vierteljährlich, jeweils 3 Gaben (1x / Woche) bei pT1 G3 bzw. pTa G3 + Cis

Therapie des invasiven Blasentumors
Die Therapie des muskelinvasiven Blasentumor bei nachgewiesenem Ausschluß von Absiedelungen besteht in der Regel in der radikalen Entfernung der Harnblase. Beim Mann wird dabei die Prostata, bei der Frau werden die Gebährmutter und Ovarien sowie ein Teil der Vagina entfernt. Zur Harnableitung stehen sehr verschiedene Möglichkeiten bereit, die jeweils für den einzelnen Patienten abgewogen werden müssen.
Ein männlicher Patient in gutem Allgemeinzustand kann von einer Neoblase profitieren, ein älterer Herr kommt evtl. mit einer nassen Ableitung (Conduit) besser zurecht. Viele Frauen werden mit einem trockenen Pouch versorgt und müssen mehrfach täglich den Pouch über einen dünnen Katheter entleeren.