Botox ist ein Medikament zur Behandlung der überaktiven Blase.
NEU: Die Kosten für den ambulanten Eingriff werden seit dem 1.1.18 auch von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Es ist das gleiche Medikament, mit dem auch alternde Hollywood-Schönheiten behandelt werden. Es wird häufig zur Behandlung von Spastiken und bei chronischer Migräne eingesetzt.
Seit 1998 wurde zuerst von Prof. Manfred Stöhrer in Murnau Botox zur Behandlung der Blase eingesetzt. Zunächst bei Patienten mit Querschnittslähmung, die sich regelmäßig katheterisieren mußten, später auch bei Patienten mit überaktiver Blase. Im Jahre 2002 durfte ich bei Prof. Stöhrer hospitieren.
Botulinumtoxin gibt es in 6 Isoformen, nur Botulinumtoxin-A (Botox® der Firma Allergan) ist seit 2013 zur Behandlung der überaktiven Blase zugelassen worden. Vorher wurde Botox "off label" daß heißt auch ohne offizielle Zulassung bei vielen Patienten angewendet, in der Regel stationär in Narkose mit einem drei tägigem Krankenhausaufenthalt.
Inzwischen gibt es große Erfahrungen mit der ambulanten Behandlung in lokaler Betäubung im Rahmen einer Blasenspiegelung. Ich führe die OP in meiner Praxis durch oder, wenn z.B. eine Narkose erforderlich ist auch tagesstationär in der Saale-Klink Halle.
Geeignet sind alle Patienten mit einer überaktiven Blase bei denen die medikamentöse Behandlung versagt hat oder bei denen unerwünschte Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit oder Verstopfung auftreten. Dies betrifft ca. jeden vierten dieser Patienten, insbesondere Patienten mit M. Parkinson oder Depression aufgrund der Unverträglichkeit von Anticholinergika mit anderen Medikamenten.
Auch Patienten mit einem kleinen Blasenvolumen profitieren von Botox, z.B. Patienten die sich mehr als vier Mal am Tag katheterisieren oder mit einen Schrumpfblase bei Dauerableitung mit einem Dauerkatheter.
Sehr gute Erfahrungen habe ich auch bei Patienten mit Bandscheibenvorfällen, Multipler Sklerose (MS) oder Interstitieller Zystitis (IC).
Eine Kontraindikation ist eine Blasenlähmung oder akute Harnwegsinfektion.
Vor jeder Behandlung mit Botox sollte eine differenzierte neurourologische Untersuchung erfolgen (Urodynamik) um die Indikation zu sichern und mögliche Komplikationen wie Harnverhalt auszuschließen.
Botox wirkt nur lokal im Blasenmuskel, so daß keine generalisierten Nebenwirkungen oder Kreuzreaktionen auftreten können. Wiederholte Injektionen sind ohne Wirkungsverlust möglich, daß zeigen Erfahrungen seit über 15 Jahren.
Die Wirkung einer Injektion tritt nach 1-2 Wochen ein und hält in der Regel 7-12 Monate an.
Literatur:
Schurch B, Stöhrer M, Kramer G, et al. Botulinum-A toxin for treating detrusorhyperreflexia in spinal cord injured patients: a new alternative to anticholinergic drugs? Preliminary results. J Urol 2000 Sep;164(3 Pt 1):692-7.
Grosse J, Kramer G, Stöhrer M. Success of repeat detrusor injections of botulinum a toxin in patients with severe neurogenic detrusor overactivity and incontinence. Eur Urol 2005 May;47(5):653-9.